von David J. Putnam
Mein Tag fängt früh
an, vor Sonnenaufgang. Ein portugiesischer Geschäftsmann, der früher bei mir Deutschunterricht nahm, hat mir
das Buch von Laura Vanderkam ("What successful People do Before
Breakfast") empfohlen. Und ich versuche den Rat seitdem umzusetzen. Es
geht dabei nicht darum, sich zum Workaholic zu pushen. Nein, im Leben geht es
um ein Gleichgewicht zwischen Aktivität und Ruhe, Wach und Schlaf, Realität und
Verträumtheit. Man fängt nicht mit irgendeiner Arbeit in den friedlichen
Morgenstunden an. Es geht um den "grossen Plan", um Meditation, um
eine Kalibrierung auf seine ganz persönliche Vision, um Präzision und die konkreten
nächstliegenden Schritte, aber auch um Dankbarkeit für Vergangenes und
Präsentes, Vorfreude auf Bevorstehendes und Mut. Ganz am Anfang geht es vor allem um psychosomatische Gesundheit und zentriertes In-Sich-Ruhen.
Ich wache also auf und
starte mit einer anregenden Tanzmusik, z. B. aufheiternder Bollywood-Musik,
singe mit und schwinge meine Hüften dazu. Mit einem Tee oder einem Kaffee und
etwas Appetitlichem bringe ich meine Verdauung in Schwung und geniesse
vielleicht noch eine warme Dusche.
Jetzt bin ich voll
aufgewacht und bereit, meinen interessanten, abwechslungsreichen Arbeitstag zu
starten. Im Zug zur Arbeit oder zum nächsten Interview (meine Spezialität!)
lese ich über das internationale Tagesgeschehen, aber nicht von den seichten
Gratis-Junk-Zeitungen, sondern von den kultiviert-informierten
Hintergrundjournalisten und Bloggern. Es herrscht im Moment ein hart umkämpfter
"Informationskrieg" in der internationalen und nationalen Medienlandschaft
und ich weiss, dass ich als kritisch-denkender, akademischer, multi-kultureller
Investigativ-Journalist eine grosse Verantwortung übernehme, um meine
Leserschaft weiterzubilden und aufzuklären, damit sie im demokratischen
Entscheidungsprozess weitsichtig handeln können. Ungerechtigkeiten und
Unwahrheiten müssen früh erkannt werden. Keine Tabus gehören in eine moderne
aufgeklärte Gesellschaft, wo die Redefreiheit zu den wichtigsten Stützpfeilern
gehört. Der Journalist verkörpert sozusagen die Redefreiheit und muss dazu noch
alles wie ein Wissenschaftler beweisen oder transparent halten (z. B. die
Quellen offenlegen). Es gibt die Ausnahme der immer wichtiger werdenden
Whistleblower, die möglichst lange beschützt werden müssen.
Beim Journalisten-Hollywoodfilm "Spotlight", der 2015 mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wurde, geht es gerade um diese Thematik der Zivilcourage bei institutionellem Machtmissbrauch. Jahrzehnte lang wurden die pädophilen Übergriffe von katholischen Priestern totgeschwiegen. Als letzte Hoffnung bleibt den Opfern oft nur noch eine vollständige Offenlegung über die Massenmedien, um eine moralische Genugtuung zu erlangen und den Teufelskreis von Machtmissbrauch zu brechen. Mutige, nonkonformistische, unbestechliche Journalisten wie Bob Woodward/Daniel Ellsberg/Julian Assange/Glenn Greenwald, die gegen jede Art von Korruption kämpfen, bleiben für mich absolutesVorbild. Sie übernehmen die Pflicht, die mundtot gemachten Opfer eines korrupten Systems wiederzubeleben.
Beim Journalisten-Hollywoodfilm "Spotlight", der 2015 mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wurde, geht es gerade um diese Thematik der Zivilcourage bei institutionellem Machtmissbrauch. Jahrzehnte lang wurden die pädophilen Übergriffe von katholischen Priestern totgeschwiegen. Als letzte Hoffnung bleibt den Opfern oft nur noch eine vollständige Offenlegung über die Massenmedien, um eine moralische Genugtuung zu erlangen und den Teufelskreis von Machtmissbrauch zu brechen. Mutige, nonkonformistische, unbestechliche Journalisten wie Bob Woodward/Daniel Ellsberg/Julian Assange/Glenn Greenwald, die gegen jede Art von Korruption kämpfen, bleiben für mich absolutesVorbild. Sie übernehmen die Pflicht, die mundtot gemachten Opfer eines korrupten Systems wiederzubeleben.
Da mein Vater
Amerikaner, meine Mutter aber Schweizerin ist, und ich mich seit meiner Geburt
mit Japan und Japanologie beschäftige, sehe ich gerade aus der sicheren fernen Schweizer
Warte die momentan sich verschlechternde politische Lage im Ausland. In den USA
werden unabhängige, basisdemokratische Aktivsten-Politiker wie Bernie Sanders
in den Massenmedien diskriminiert (diskreditiert) und korrupte alteingesessene Politiker wie
Hillary Clinton oder skrupellose, aber lustige Politiker wie Donald Trump als
Siegerfiguren in Szene gesetzt.
Nach meiner anstrengenden, aber sehr erfüllenden Tätigkeit als Journalist und Blogger, bei der ich mit einem weitsichtigen, vielfältigen und originellen Stil meine Leserschaft immer wieder überraschen und begeistern kann, komme ich am Nachmittag - in meiner heiligen Shiatsu-Praxis - langsam wieder zur Ruhe. Vor meiner Heil-Praxis-Tätigkeit meditiere ich und reflektiere nochmals über mein ganzes Leben, von Mikro- zu Makro-Dingen, von persönlichen Problemen bis zu Umweltproblemen und erwäge verschiedene Lösungsansätze.
Meinen persönlichen
Shiatsu-Massagen-Stil habe ich in 2015 in der Shiatsu-Schule "Kô" entwickelt.
Ich kombiniere dabei meine Shiatsu-Drucktechniken mit Zen-Meditation und
schamanistischer Trance-Heilung. Dieser zweite Teil meiner Tätigkeit erfüllt
mich wieder mit Herz- und Körperenergie und gleicht meine Kopfarbeit am Vormittag aus.
Diese wichtige Work-Like-Balance wird bis an mein Lebensende wichtig bleiben.
Es gibt aber noch
einen dritten wichtigen emotionalen Teil von Arbeit: die Familienarbeit, die
einem manchmal auch vor einer Zerreissprobe stellt. Da meine Frau und mein bald
vierjähriger Sohn aus Japan kommen und bis April 2016 meistens in Japan gelebt
haben, musste ich ihnen bei der Eingewöhnung ins Schweizer Leben kräftig mithelfen.
Wichtig bei diesem Prozess ist es Ruhe zu bewahren und geduldig zu sein. Jeder
findet einen anderen Zugang ins neue Leben. Für einige gelingt der Spracherwerb
leichter, für meine Familie aus Japan, die nicht nur eine andere Schrift
pflegt, sondern sich auch eine konträre Denkweise angeeignet hat, geht es vielleicht
etwas langsamer.
Doch wichtig ist, bei allem positiv und vorwärtsgerichtet zu bleiben und an sich zu glauben.
Doch wichtig ist, bei allem positiv und vorwärtsgerichtet zu bleiben und an sich zu glauben.